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ESSLINGEN vom
10. - 30. 11. 2017
Ausstellung zur Bibel
in Leichter Sprache
im Münster St. Paul
Artikel von
Ulrike Rapp-Hirrlinger
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Bild: Raphael Schäfer
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Alle Menschen sollen die Bibel verstehen können – auch
wenn sie Lernschwierigkeiten oder eine geistige
Behinderung haben, an Demenz erkrankt sind, das Lesen
ihnen Probleme bereitet oder sie nicht gut Deutsch
können. Dieses Anliegen verfolgt das Projekt des
Katholischen Bibelwerks Stuttgart, das Bibeltexte in
Leichte Sprache übersetzt. Zu den Bibelstellen haben
Künstler jeweils ein Bild geschaffen. Eine Ausstellung,
die vom 10. bis zum 30. November im Münster St. Paul in
Esslingen gezeigt wird, zeigt erstmals in der Diözese
Rottenburg-Stuttgart eine Auswahl dieser Bilder und
Texte. Zuvor war sie lediglich beim diesjährigen
Evangelischen Kirchentag zu sehen.
Tobias Haas, Seelsorger für Menschen mit
Behinderung im Dekanat Esslingen-Nürtingen, hat
die Ausstellung nach Esslingen geholt. Die
Bilder stammen von Dieter Groß, Anja Janik und
Jürgen Raff. Die Aufgabe der Künstler war es,
Bilder mit ganz eindeutigen Aussagen zu
schaffen, die die Kernaussage des Textes
treffen. Haas weiß als katholischer
Religionslehrer an der Rohräckerschule, wie
wichtig Leichte Sprache und auch Bilder für die
Vermittlung religiöser Inhalte sind. „Menschen
mit Behinderung brauchen einen guten Zugang“,
sagt der Theologe.
Diesen könnten die Texte und Bilder schaffen,
die in bisher zwei Bänden auch gedruckt
vorliegen. |

Bild: Ulrike Rapp-Hirrlinger |
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„Das ist eine gute Grundlage, um biblische Geschichten
zu erzählen.“ Er wählt gerne Themen aus, die die jungen
Menschen direkt betreffen. Viel gehe über feste Rituale
und das Gefühl.
Doch die Texte sind nicht nur für Menschen mit geistiger
Einschränkung gedacht. Dekan Paul Magino hat in
Wendlingen den Versuch gewagt, an vier Sonntagen die
Texte der Bibel in Leichter Sprache zu verwenden – mit
viel positiver Resonanz: „Man hört ganz neu und bekommt
Denkanstöße“, sagt der Pfarrer. Er selbst verwendet hin
und wieder die Texte in Leichter Sprache für die
Predigtvorbereitung. Auch Stefan Möhler, leitender
Pfarrer der katholischen Gesamtkirchengemeinde Esslingen
hält die Übertragung „für jeden inspirierend und
lesenswert“.
„In biblischen Texten stecken viele Inhalte, die sich
nicht unmittelbar erschließen“, sagt Magino. Er sieht
die Bilder in der Tradition mittelalterlicher
Kirchenfenster oder Fresken, die Menschen, die nicht
lesen konnten, die Bibel nahebringen wollten.
Dass die Übertragung der Texte in Leichte Sprache die
jeweilige Bibelstelle auf den Punkt bringt, gefällt
Magino – auch um den Preis, dass Inhalte verloren gehen.
„Wir stehen vor der Wahl, dass einige Menschen nichts
verstehen, es aber theologisch korrekt ausgedrückt ist,
oder wir akzeptieren, dass etwas fehlt“, erklärt Haas.
„Das Evangelium in einfacher Sprache macht die frohe
Botschaft auch für Menschen erreichbar, die sich an
vielen Stellen im kirchlichen Leben ausgegrenzt fühlen“,
sagt Möhler. Die Ausstellung könne dazu beitragen, „dass
wir wachsam bleiben, wo wir Hürden aufbauen und
erkennen, wie wir sie beseitigen können.“ Es sei ein
Zeichen der Wertschätzung, dass die Ausstellung im
Münster St. Paul gezeigt wird, sagen die drei Theologen.
Haas hat einige Bilder der Ausstellung vorab in der
Rohräckerschule gezeigt. Die Schüler sollten sich
inspirieren lassen, ihre eigenen Bilder zur Bibel zu
malen. Sie nehmen dann an dem Kreativwettbewerb im
Rahmenprogramm der Ausstellung teil. Geplant ist auch
eine gemeinsame Malaktion von Mitarbeitern der
Werkstätten Esslingen-Kirchheim und Firmlingen aus
Esslingen.
Im Rahmen des Projekts „Evangelium in Leichter
Sprache“ überträgt ein Team des Katholischen
Bibelwerks, einer Einrichtung der Deutschen
Bischofskonferenz, seit 2013 Woche für Woche den
Bibeltext des jeweiligen Sonn- und Feiertages in
Leichte Sprache. Bei der Erstellung sind sowohl
Theologen als auch Menschen mit
Lernschwierigkeiten beteiligt. Letztere
überprüfen die Texte auf Verständlichkeit. Die
Texte und die zugehörigen Bilder gibt es online
unter
www.evangelium-in-leichter-sprache.de. |
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